Die Möglichkeiten, digitale Abbilder realer Immobilien zu schaffen, sind so vielfältig wie nie. Doch welche Verfahren sind für welche Zwecke geeignet? Und woher bekommt man die Daten?

Ein Beitrag von Adrian Merkel, Mitglied im RealFM e.V.

Seien wir ehrlich: Der Digitale Zwilling oder Digital Twin ist oft bloß ein Buzz-Word, das als Bezeichnung für ein wie auch immer geartetes digitales Abbild einer Immobilie verwendet wird, weil es dreidimensional ist.

Eine Frage der Definition

Das DIN hat eine sehr konkrete Vorstellung vom Digitalen Zwilling. Es möchte den Begriff verstanden wissen als die exakte Darstellung des derzeitigen Gebäudezustands in architektonischer wie technischer Hinsicht. Dieser Digitale Zwilling muss ermöglichen, das reale Gebäude aus seinem digitalen Abbild heraus zu überwachen und aktiv zu steuern.

Das ist eine sehr hoch gehängte Latte, die derzeit kaum ein Digitaler Zwilling auch nur ansatzweise erreicht. Ein Grund liegt in den Daten, die benötigt werden und entweder fehlen oder in separaten Silos unabhängig voneinander verfügbar wären, aber nicht integriert sind.

Silos öffnen

Um dem Digitalen Zwilling näher zu kommen, ist es notwendig, die digitalen Silos zu öffnen. GIS, TGA, BIM, CAD, CAFM, SAP und weitere Anwendungen haben zusammen bereits nahezu alle erforderlichen Daten verfügbar. Sie halten umfassende Informationen vor, die in ein übergreifendes Lebenszyklusmanagement mittels Digitalem Zwilling einfließen können – von Planung über Betrieb bis Sanierung und Rückbau.

Diesen Datenschatz zu heben und integriert zu nutzen, eröffnet zahlreiche Perspektiven, Immobilien kostensensitiv zu betreiben und Budgets zu schonen. Die Spanne reicht von einfachen Energiesparmaßnahmen und interaktiver Steuerung der TGA mit KI-Unterstützung über Reinigung on-demand und proaktiver Instandhaltung bis zu komplexer Sanierungsplanung über Dekaden hinweg.

Datenpflege, Datenhoheit

Wichtig ist – wie bei allen digitalen Themen –, dass die Datenpflege in verbindlichen Prozessen organisiert ist und alle relevanten Daten regelmäßig aktualisiert werden. Ein dezentraler Ansatz kann hierbei sinnvoll sein und ist im Einzelfall zu prüfen. Nur eine aktuell gehaltene Datenstruktur ist für die Verantwortlichen im Facility Management und Corporate Real Estate Management das hilfreiche Werkzeug, um Prozesse rund um die Immobilie mit dem Digitalen Zwilling sicher, nachhaltig und kostensensitiv zu steuern.

Durchblick und Ausblick

Der Digitale Zwilling kann also ein exzellentes Werkzeug für das Gebäudemanagement in FM und CREM sein. Voraussetzung ist, dass die vorhandenen Daten integriert sind, fehlende Daten ergänzt werden, der Datenpool verlässlich gepflegt ist und aktuell gehalten wird. Dazu müssen Datensilos geöffnet und Prozesse verbindlich definiert werden.

Bei der Umsetzung des Digitalen Zwillings kann der RealFM e.V. vielfältig unterstützen. Der Verband sieht es als seine Mission, Mitglieder auf dem Weg in die erfolgreiche Digitalisierung zu begleiten. Mit praxisnahen Leitfäden, Best-Practice-Beispielen und Schulungen versorgen wir den Markt mit fundierten Informationen – vollkommen hersteller- und anbieterneutral. So versetzen wir unsere Mitglieder in die Lage, selbst zu entscheiden, wie und wann sie welche digitalen Bausteine sicher und produktiv in ihre Prozesse integrieren. Denn nur so kann Technologie ihren vollen Nutzen entfalten und die Branche nachhaltig transformieren.

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