Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ist derzeit ein heiß diskutiertes Thema, wenn es um übermäßige Regulierung und Bürokratie geht. Doch was genau steckt dahinter und welche Rolle spielt dabei das Facility Management (FM)?

Worum geht’s?

Die schon seit längerer Zeit geltende Berichtspflicht zu nichtfinanziellen Themen (hier insbesondere die Themen Environment, Social und Governance, kurz ESG) für Großunternehmen wurde von der EU im Rahmen des Green Deal auf eine Vielzahl an Unternehmen ausgeweitet, bzw. wird diese in den nächsten Jahren Schritt für Schritt treffen. In Deutschland wird davon ausgegangen, dass bis zu 15.000 Unternehmen in den nächsten Jahren zusätzlich zu den bekannten Finanzkennzahlen im Rahmen des Jahresabschlusses zum Thema ESG berichten werden müssen.

Damit diese Masse an Berichten vergleichbar sein wird – und auch um den Aufwand zu begrenzen – hat die EU eine umfangreiche ergänzende Regulatorik (ESRS, European Sustainability Reporting Standards) erstellt.

Vereinfacht dargestellt, geben die ESRS eine Methodik zur Identifikation individuell relevanter Berichtsthemen (Doppelte Wesentlichkeit) und zu den zu diesen Themen zu berichtenden Inhalten vor.

Warum macht die EU Nachhaltigkeitsthemen zum Bestandteil der offiziellen Berichterstattung?

Grundlage der umfassenden Regulierung zu diesem Thema ist die Feststellung, dass verschiedene Kriterien aus dem Bereich ESG zukünftig sowohl Risiken als auch Chancen für Unternehmen und die Gesellschaft mit sich bringen. Gut veranschaulichen lässt sich das am Beispiel einer CO2-intensiven Produktion. Mit steigenden CO2-Preisen wird dieses Umweltthema auch zu einem finanziellen Thema werden. Somit muss es nach der Logik der EU-Regulierung im Rahmen der Risikobetrachtung auch Bestandteil des Berichtswesens werden.

Hinzu kommt eine stärkere Einbindung der Leitungsfunktionen der Unternehmen, wenn ESG-Themen Bestandteil des – testierten – Geschäftsbericht werden. Haftungsfragen sind zwar aktuell (sowohl für den Wirtschaftsprüfer als auch für die Leitungsebenen der Unternehmen) noch Gegenstand juristischer Diskussionen, aber die Verbindlichkeit der Nachhaltigkeitsberichterstattung wird definitiv zunehmen.

Was hat das FM damit zu tun?

Die Systematik der individuellen Risikobetrachtung und der Analyse der doppelten Wesentlichkeit für jedes Unternehmen bedingt, dass Immobilienthemen für das eine Unternehmen berichtsrelevant sein können, während sie für ein anderes Unternehmen keine – oder auch noch keine – Bedeutung haben. Letzteres kann z.B. der Fall sein, wenn ein Unternehmen aktuell relevantere Risiken in der Produktion hat, diese aber zukünftig behebt, so dass dann womöglich Immobilienthemen in den Fokus rücken werden.

Sind Immobilienthemen von Bedeutung für die Berichterstattung eines Unternehmens, ist die Bedeutung des FM – sowohl für die Lieferung der entsprechenden Daten als auch für die Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen, um die entsprechenden Risiken zu minimieren – nicht zu unterschätzen.

Beispiel: Klimaschutz und THG-Emissionen

Die ESRS definieren verschiedene Ziele, zu denen berichtet werden muss. Eines dieser Ziele ist der Klimaschutz, vor allem mit Fokus auf die THG-Emissionen. Nach ESRS müssen hier nicht nur Verbräuche bzw. die damit verbundenen Emissionen berichtet werden, sondern auch Strategien und Maßnahmen, wie diese Emissionen reduziert werden sollen und welche Mittel das Unternehmen hierfür (CapEx und OpEx) bereitstellt.

Alle diese Daten werden aus dem FM kommen müssen. Gleichzeitig wird die Art und Weise der Datenbeschaffung – schließlich sollen diese durch einen Wirtschaftsprüfer testiert werden – gewissen Regularien unterliegen.

THG-Emissionen sind aber nur ein Beispiel. Auch wenn es um Wasserverbräuche, Entsorgungsmengen oder die Bereiche Social (z.B. Arbeitssicherheit) oder Governance (z.B. Betreiberverantwortung) geht, wird das FM einen Großteil der Informationen für die Berichterstattung beisteuern müssen.

Fazit

Sowohl für FM-Dienstleister als auch für die CREM-Verantwortlichen wird das Thema CSRD in den nächsten Jahren stark an Bedeutung zunehmen. Sollte der Immobilienbereich eines Unternehmens heute noch nicht betroffen sein, so wird er das in Zukunft mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit. Nicht zuletzt, weil die Immobilien des Unternehmens einen Wertverlust erleiden werden, wenn sie nicht mehr den aktuellen (ESG-)Standards entsprechen und daher auch nicht mehr für potenzielle Investoren interessant sein werden (Stichwort „Stranded Asset“). Es wird daher erforderlich sein Branchenstandards zu etablieren, die sowohl den Erhebungsaufwand als auch den Prüfungsaufwand minimieren.

Dieses Thema wird im Verband intensiv vorangetrieben. Weiterführende Informationen findet man unter anderem im Positionspapier „Nachhaltiges Energiemanagement“ und im Positionspapier „ESG, Taxonomie, Offenlegungsverordnung – Themen für das CoReFM!“.

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